Behind Bars: Die Blume von Hawaii

Behind Bars mit Thomas Stingl von der Nürnberger Bar „Die Blume von Hawaii“

Mitten im Frankenland zelebriert Thomas Stingl exotischen Tiki-Kult mit Klassikern wie Mai Tai, Planter‘s Punch und vielen weiteren Kreationen. Thomas Henry Behind Bars hat sich auf eine kleine Gedankenreise in die Südsee mitnehmen lassen.

Für alle, die mit dem Begriff „Tiki“ so gar nichts anfangen können, hier eine kleine Einführung. Das Wort „Tiki“ geht auf kleine, meist aus Holz geschnitzte Götter- und Ahnenfiguren zurück. Die waren in Hawaii, aber auch in Polynesien und in Neuseeland verbreitet. US-Soldaten brachten sie mit in die Heimat, und spätestens, als Hawaii zum 50. US-Bundesstaat und die Inselgruppe in den 1960er-Jahren zum beliebten Urlaubsziel wurde, kamen viele Amerikaner mit dem Thema Tiki in Berührung – meist in einer touristischen Form mit billigen Einrichtungsgegenständen, Halsketten und Tiki-Style-Trinkbechern, in die fruchtig-süße Cocktails gefüllt wurden. Die Historie der Tiki-Drinks beginnt aber schon einige Jahrzehnte früher: In den 1930er-Jahren entwickelten Bars wie das berühmte „Trader Vic‘s“ aus Oakland/Kalifornien, von dem es später weltweit Ableger gab (einer ist in München), Originalrezepturen heute weltweit bekannter – und oft abgewandelter – Drinks wie dem „Mai Tai“ oder dem „Zombie“.
Die Tiki-Blume blüht in Nürnberg
Thomas Stingl hat sich an die Mission gemacht, seinen Gästen die Ursprünge der Tiki-Drinkkultur nahe zu bringen. „Die Blume von Hawaii“, heißt seine Bar, der Name geht zurück auf eine Operette des Ungarn Paul Abraham. Eigentlich wollte Stingl sich dem Thema Tiki ja ganz anders nähern: Jahrelang sammelte er hawaiianische Musik mit der Idee, ein Plattencover-Buch zu veröffentlichen. Doch weil in der „Bar Europa“, wo er damals arbeitete, ein „Mai Tai“ nach Originalrezept serviert wurde, überhaupt Tiki-Cocktails immer mehr nachgefragt wurden und er sich durch sämtliche verfügbaren einschlägigen Cocktailbücher arbeitete, war ihm irgendwann klar: Es muss eine eigene Tiki-Bar her. 2014, nach vier Jahren Suche nach einem geeigneten Ort, wurde er fündig. Klein ist sein Reich mitten in der schönen Altstadt von Nürnberg, kaum 40 Quadratmeter groß, dafür mit viel Liebe fürs Detail ausgestattet: Bambus und – natürlich – Hawaiihemden des Teams treffen auf US-Sixties-Design mit stilechten Lampen und rot gepolsterten Diner-Barhockern, und natürlich haben es auch die gesammelten Plattencover in „Die Blume von Hawaii“ geschafft.

Saft spielt nur eine Nebenrolle

40 Drinks hat Stingl auf der Karte, die rund dreimal im Jahr komplett überarbeitet wird. Es gibt viel zu entdecken: „Dass man mit Zutaten, die man vom Backen kennt, wie Vanillin oder Bittermandeln, spannende Cocktails machen kann, wissen die Wenigsten“, so Stingl. Oft haben seine Drinks ein Dutzend Zutaten, der Saft spielt dabei nur eine, aber nicht die Hauptrolle wie sonst oft bei mißverstandenen Tiki-Konzepten: „Wir benutzen 2 cl Ananas-Saft pro Drink und nicht zehn“, so Stingl. In seinen „Bourbon Special“ kommen neben Bourbon Whiskey auch frischer Limettensaft, Zuckersirup, Angustorabitter, Falernum (ein Sirup auf Basis von Rum) und Thomas Henry Spicy Ginger als Filler mit doppeltem Pepp: Es wird hier nämlich mitgeshaket, das gibt dem Drink eine pikant-süße und dank seiner Kohlensäure fein prickelnde Note. „Wir wollen mit dem Klischee der Saftpansche im Tiki aufräumen“, erklärt der Überzeugungstäter, und ganz offensichtlich lassen sich viele Cocktailfans gerne von ihm überzeugen, denn über mangelnden Zulauf kann sich „Die Blume von Hawaii“ nicht beklagen. Aloha, Nürnberg!

 

Die Blume von Hawaii
Rosental 15
90403 Nürnberg
Öffnungszeiten:

Dienstag bis Samstag ab 18 Uhr

www.blumevonhawaii.de